Stilistik & Songinterpretation: So begeisterst du dein Publikum!

Stilistik & Songinterpretation: So begeistert du dein Publikum
Posted by Erndwein singt

Was versteht man denn unter Stilistik & Songinterpretation?

Schön singen – das wollen wir alle. Und das gekoppelt mit einer guten Gesangstechnik erst recht.

Schon allein deshalb, weil wir uns auf unsere Stimme jederzeit verlassen möchtest. Das Fundament muss stehen, um es dann erst so richtig einsetzen und ausschmücken zu können.

Und um dieses Ausschmücken geht es in meinem heutigen Blogartikel. Wir widmen uns also der Stilistik und Songinterpration.

Denn schön singen – schön und gut – aber wenn du auch noch Dinge einbaust, um deinen Gesang auszuschmücken, dann verleihst du ihm erst die Würze – und dein Publikum wird dich feiern und an deinen Lippen kleben!

Du erfährst, was du alles tun kannst, um deinen Gesang interessanter zu gestalten und dein Publikum mit deiner Stimme zu fesseln.

Wir alle möchten unsere Zuhörer begeistern und berühren. Es sind die kleinen Dinge, die das Lied ganz besonders machen, die ihm eine andere Nuance verleihen, vielleicht sogar Intimität schaffen und somit deine Lieder für deine Zuhörerschaft interessanter gestalten.

Welche Stilistik und Interpretationsmöglichkeiten gibt es?

Wir sprechen also über all die Dinge, die deinen Gesang ausschmücken und interessanter gestalten. Wenn wir Singen mit einem Haus vergleichen, dann ist die Technik, die Atmung, Koordination der Stimmlippen, Beherrschung des Kehlkopfes und der Resonanzen das Fundament, die Etagen, die einzelnen Zimmer.

Und die die Stilistik und Songinterpretation sind dann die Inneneinrichtung. Je nachdem, welches Genre du singst oder auch was zu deinem Typ passt, kannst du mal minimalistisch singen, aber auch mal die Riff-Queen raushauen. Wichtig wie bei allem ist dabei: Du entscheidest. Wenn du etwas tust, weil du es nicht anders kannst, dann ist es etwas, woran du arbeiten solltest.

Was zählt denn zu Stilistik?

  • die Kehlkopf-Position
  • Dynamik
  • Rhythmus und Phrasierung
  • Aussprache / Ausdrucksweise
  • Textur, Registerwahl und Kompression
  • Emotionen / Schauspielern
  • Vibrato
  • Riffs & Runs, Scoops, Blue Notes
  • Distortion
  • Twang

Wow! Das sind schon eine ganze Menge. Lass mich dir die einzelnen Elemente etwas genauer erläutern.

 

Das wichtigste Stilistik-Mittel: die Kehlkopf-Position

Dieses Thema war für mich ein Augenöffner, kam ich doch von einer Gesangslehrerin, die nur den hohen Kehlkopf zelebrierte und zuließ. Und dementsprechend klang ich dann. Und dieser Klang war mehr als frustrierend.

Die Kehlkopfposition ist ausschlaggebend für deinen Klang und gerade deshalb eines der wichtigsten Stilistik-Mittel. In welchem Genre möchtest du singen? Wie möchtest du klingen? Eher voll und schokoladig? Soulig? Möchtest du eine Rockröhre sein? Musical oder sogar Oper singen?

Dann lerne, die unterschiedlichen Kehlkopfpositionen zu beherrschen, damit du alles singen kannst, was du möchtest!

Dynamik

So klein und fein, aber es macht soooo einen riesengroßen Unterschied. Wenn du dynamisch singst, wirkt sich das enorm auf den Song und auch die Emotionen, die du in ihm transportieren möchtest, aus. Dynamisch singen bedeutet: Leiser und lauter singen.

Nur weil du leise anfängst, heißt das nicht, dass du auch leise bleiben musst. Oder auch: Wenn du schon in der Strophe zu laut bist, wird es schwer, das im Refrain beizubehalten oder sogar noch zu steigern.

Teile dir deine Kräfte ein. Fang leise an und dann hast du mehr Möglichkeiten für einen dramaturgischen Effekt lauter zu werden. Natürlich sollte es zum Song, seine Melodie und auch den Text passen.

Rhythmus & Phrasierung

Mal on point, mal laid back. Du kannst je nachdem, was du ausdrücken möchtest, welches Genre du singen möchtest, oder auch was zu deinem eigenen Gesangsstil passt, den Rhythmus und die Phrasierung anpassen.

Aussprache / Ausdrucksweise

Mal überdeutlich, mal nuschelig, Es ist deine Entscheidung. Und auch abhängig vom Genre, das du singst. Musical hat eine deutlichere Aussprache als Blues.

Textur, Register und Kompression

Textur bedeutet Vocal Fry vs. hauchig. Fang einzelne Phrasen mal mit Vocal Fry an, sing einzelne Worte mal hauchig. Auch hier sollte es natürlich zum Song und dem, was du damit rüberbringen willst, passen.

Register: In welchem Register singst du die einzelnen Phrasen? Sei dir bewusst, dass es nicht nur die eine Mittelstimme gibt, sondern unendlich viele. Mal einen sanften, kopfigen Mix, mal einen Chest-dominant Mix. Gibt es Passagen, in denen du in Kopfstimme oder Bruststimme singen willst? Sei dir deiner Registerwahl bewusst, bevor du den Song singst.

Kompression: Kompression ist die Kontaktfläche der Stimmlippen zueinander. Je nachdem, wie viel Kompression sie haben, beeinflusst es den Klang. Haben sie mehr Kompression, also mehr Kontaktfläche zueinander, wird der Ton kraftvoller, haben sie weniger, wird er weicher.

Gibt es eine Passage im Song, wo du vielleicht in eine Überkompression gehen oder wo du vielleicht sogar ganz bewusst in deine Kopfstimme brechen und einen Jodler erzeugen möchtest? Alles ist erlaubt, solange du dich dafür entscheidest.

Emotionen/Schauspielern

Es gibt viele Ansätze, um Emotionen in deine Songs zu bekommen. Da wird es bald schon einen separaten Blogartikel zu diesem Thema geben. Wir Sänger sind immer auch Schauspieler, denn wir erzählen eine Geschichte.

Wenn ich also einen Song wie What a wonderful world singe, habe ich mehrere Möglichkeiten. Welches Gefühl möchte ich transportieren? Und dementsprechend “schauspielere” ich. Ich möchte im Song eine Sehnsucht rüberbringen? Dann versetze ich mich mental in eine Situation, in der ich sehnsuchtsvoll war, um dieses Gefühl zu transportieren.

Vibrato

Vibrato ist eine Tonhöhenveränderung. Und die Tonhöhe wird verändert durch unsere Stimmlippen. Wenn wir also Vibrato singen, dann verändert sich die Länge der Stimmlippen. Hier gilt: Die Dosis macht das Gift.

Während wir im klassischen Gesang fast ausschließlich mit Vibrato singen, kommt es im Pop nicht allzu häufig vor. Während es im Jazzgesang wieder etwas mehr vorkommt. Lange Phrasen kannst du mit einem geraden Ton starten und dann in ein Vibrato wechseln oder auch umgekehrt. Das gibt diesen Phrasen noch mal das gewisse Etwas.

Auch hier gilt: Wenn du zum Meister deiner Stimme werden willst, musst du das Vibrato bewusst ein- und abschalten können.

Riffs/Runs, Slides, Blue Notes

Riffs/Runs, Slides & Blue Notes kommen häufig im RNB, Soul, Gospel, Spiritual, Blues und Jazz vor.

Riffs und Runs sind schnelle Tonfolgen, die vor allem im RnB und Soul eingesetzt werden. Ariana Grande, Beyonce oder auch Christina Aguilera arbeiten sehr viel mit Riffs.

Slides sind kleine Tonverschiebungen bzw. Sirenen.

Blue Notes findet man häufig im Blues, Jazz und Soul. Man slidet zu einem Ton und verweilt ganz kurz auf einem Ton vor dem Zielton, wodurch eine kleine Dissonanz entsteht, aber kaum merklich, da man dann auf dem richtigen Ton landet. Ich singe sie häufig in meinen Blues-Songs oder auch in Gospels und Spirituals.

Distortion

Distortion, auch bekannt unter Extreme Vocals, sind verzerrte Sounds. Darunter zählen der Fry Scream, Screaming, Growls, Shouting, Rasps, Rattles und viele mehr. Diese unterschiedlichen Sounds entstehen durch Veränderungen im Kehlkopfrachen: an den Stimmlippen, den Taschenfalten, dem Kehldeckel, Gaumensegel.

Experimentiere mit den Sounds ruhig mal herum. Ganz wichtig: Sei dabei nicht laut! Es muss sich immer gut anfühlen. Musst du husten, bekommst du Halsschmerzen oder wirst du heiser, dann machst du etwas falsch!

Möchtest du Extreme Vocals richtig lernen, dann suche dir unbedingt einen Coach, der darauf spezialisiert ist. Denn das ist eine ganz eigene Stilrichtung.

Twang

Twang hört man oft im Country, aber auch Sängerinnen wie Amy Winehouse, Anastacia oder Beth Hart singen mit viel Twang.

Twang ist ein Hilfsmittel, um Druck aus dem Bruststimme zu bekommen, aber vor allem, um einen fordernderen Sound zu erzeugen. Wendest du Twang an, bist du automatisch lauter, weil der als hell und manchmal auch penetrant einzustufende Klang durchdringender ist.

Um diesen Sound zu trainieren, bietet sich an, das Quaken einer Ente, das Schreien eines Babys oder Lachen einer Hexe zu imitieren.

Das klingt nicht wirklich schön, aber sorgt dafür, dass sich hinten der Rachenraum verengt, was beim Twang passiert. Und wenn du dann später singst, solltest du den typisch quäkenden Sound natürlich reduzieren. Aber fürs Training gilt: Gerne übertreiben.

Mein Tipp zum Thema Stilistik & Songinterpretation

Hör genau hin! Nimm einen Künstler deiner Wahl und analysiere seinen Gesang. Was fällt dir auf? Was macht er mit seiner Stimme? Wahrscheinlich wirst du bei jedem Wort etwas anderes feststellen. Denn diese ganzen stilistischen Elemente geben deinem Gesang das gewisse Etwas.

Dieses genaue Analysieren hilft dir, dein Gehör zu schulen und inspiriert dich auch, selbst mit deiner Stimme mehr zu spielen. Es fördert deine Kreativität und gibt dir Ideen, was du selbst alles machen kannst.

Ganz wichtig: Experimentiere damit herum, bis es immer natürlicher für dich wird. Fokussiere dich vielleicht auf 2, maximal 3 stilistische Elemente und versuche diese immer mal wieder einzustreuen. Am Anfang muss man es trainieren, weil man es noch nicht so gewöhnt ist und die Hemmschwelle noch etwas höher ist. Aber mit jedem Mal wirst du sicherer und es kommt immer natürlicher.

Komm in Erndweins Singzimmer

Erndweins Singzimmer ist meine geschlossene, private Facebook-Gruppe, in der du Lieder posten kannst. Wenn du von mir eine Korrektur haben möchtest, dann erwirb eine Guthabenkarte über 5 oder 10 Korrekturen und du bekommst von mir eine persönliche Videobotschaft mit meinem Feedback und Tipps für deinen Gesang.

Dort kannst du dich mit der Stilistik und deiner eigenen Songinterpretation ausprobieren und erhältst professionelles Feedback von mir und Unterstützung von den anderen Gruppenmitgliedern. Hier kannst du die Guthabenkarte erwerben.

Fazit

Jetzt hast du einige Ideen, um deinen Gesang auszuschmücken. Hab Spaß am Herumexperimentieren und nimm dich dabei nicht zu ernst. Es hilft für den Anfang, damit zu übertreiben, um sich etwas aus der Komfortzone zu bewegen. Fokussiere dich dann auf 2, maximal 3 Elemente und baue sie immer wieder in den Songs ein. Die Dosis macht das Gift.

Höre dir auch deine Lieblingskünstler an und analysiere sie: Was machen sie mit ihren Stimmen? Wenn du es nicht beim Namen nennen kannst, dann finde für dich eine Bezeichnung, die passt und imitiere sie. Imitieren ist eine wunderbare Möglichkeit, seine Stimme zu entdecken.

Sehen wir uns im Singzimmer?

Ich freu mich auf dich.

Bis zum nächsten Mal.

Deine,

 

Dani 💛

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