Ich mach eine Gesangsübung und habe den Nutzen von fünf?
Das klingt zu schön, um wahr zu sein.
So einfach ist singen dann doch wieder nicht.
Oder doch?
Oh doch, so einfach kann es sein.
Vorneweg möchte ich noch etwas klarstellen für die Skeptiker:
Selbstverständlich machst du diese Gesangsübung nicht und kannst dann direkt singen.
Singenlernen ist ein Prozess, eine Reise. Und es ist Muskeltraining. Genauso wenig wie ich nach 10 Sit-ups einen flachen Bauch bekomme, kann ich auch nicht nach einer Übung singen. Kontinuität ist da gefragt. Denn Singen ist Muskeltraining.
Je öfter ich also die Stimmmuskeln trainiere, desto eher machen sie das, was sie sollen. Und ja, das kannst du schon mit einer effektiven Übung erreichen. Was glaubst du, was erst alles drin ist, wenn du vier, fünf oder sechs solcher effektiven 5-für-1-Übungen machst!?!
Genau so ist mein Unterricht aufgebaut. Alle meine Übungen sind so konzipiert, dass du mehrere Fliegen mit einer Klappe schlägst. Du brauchst nur 4 – 6 Übungen und maximal 15 Minuten Übe-Zeit, wenn du die Übungen clever kombinierst und konzipierst.
Und eine dieser unzähligen 5-für-1 Übungen stelle ich dir heute vor.
Jeder, der Unterricht nimmt, kennt diese Übung. Und dennoch wird sie sehr häufig falsch ausgeführt, wodurch der fünffache Nutzen dann leider zunichte gemacht wird.
Zunächst aber möchte ich dir die 5 Nutzen der Gesangsübung nennen, bevor ich dir verrate, um welche Übung es sich handelt (nicht runterscrollen).
Die 5 Nutzen dieser einen Gesangsübung
1. Sie dient als Warm-up, Cool-down, für die Stimmtherapie und zur Entspannung für Zwischendurch
Jeder, ja jeder, der gerne singt, ob hobbymäßig zu den neuesten Karaoke-Tracks, im Chor, semi-professionell oder professionell in Bands MUSS seine Stimme aufwärmen.
Wer das nicht tut, handelt grob fahrlässig seiner Stimme gegenüber. Das klingt überdramatisch, I know, aber ganz ehrlich, wenn du weiterhin eine gesunde Stimme haben möchtest, dann gewöhne dir an, deine Stimme auf das Singen deiner Songs vorzubereiten.
Du läufst auch keinen Marathon, ohne deinen Körper vorher darauf vorzubereiten. Und ein Konzert singen ist für die Stimmmuskeln im und am Kehlkopf ein Marathon.
Eine unaufgewärmte Stimme neigt schneller zu Verletzungen. Und ja, die Stimme kann sich verletzen, und das wieder auszukurieren, kann auch mal länger als ein gebrochenes Bein dauern. Also bitte geh achtsam mit deiner Stimme um und wärme sie auf, um sie widerstandsfähiger und flexibler zu machen.
2. Sie gewährleistet einen gleichmäßigen Luftstrom (und den wollen wir haben)
Der gleichmäßige Luftstrom gewährleistet einen gleichmäßigen Ton, denn Luft ist gleich Ton.
Kurze Lektion in Stimmphysiologie: Die eingeatmete Luft bringt beim Ausatmen bzw. Singen die Stimmlippen zum Vibrieren und dadurch entsteht der Primärton. Dieser wird durch das Ansatzrohr und seine Resonanzräume zu dem gemacht, was der Zuhörer letztendlich hört.
Also Luft ist gleich Ton. Wenn die Luft stoppt oder nicht fließt, dann stoppt und fließt auch der Ton nicht. Und unsere 5-für-1-Übung heute garantiert diesen gleichmäßigen Luftstrom bzw. Ton.
3. Sie dehnt deine Stimme und macht sie flexibel
Mit unserer heutigen 5-für-1-Übung fällt es leichter, Zugang zu den Höhen zu bekommen. Und je höher du singst, desto mehr müssen sich deine Stimmlippen dehnen. Und das ist gut und wichtig. Denn wenn wir unsere Stimmlippen dehnen, machen wir sie flexibel. Und das wiederum macht die Stimme widerstandsfähiger und eine widerstandsfähige Stimme verzeiht mehr.
Du möchtest eine gesunde Stimme haben? Dann MUSST du deine Stimme dehnen und auch mal über deine singbaren Töne hinaus singen.
4. Sie ist ein Dekompressor (hä?)
Es gibt Kompressoren und es gibt Dekompressoren. Wenn ich im Gesangskontext von Kompression spreche, dann meine ich immer die Kompression auf Ebene der Stimmlippen. Und das ist die Kontaktfläche der Stimmlippen zueinander. Je mehr Kontaktfläche die Stimmlippen haben, desto mehr Kompression haben sie und desto kraftvoller ist der Ton.
Je weniger Kontaktfläche die Stimmlippen haben, desto weniger Kompression haben sie und desto leichter und luftiger ist der Ton. Und Letzteres bedeutet Dekompression. Und unsere 5-für-1-Übung sorgt dafür, dass die Stimmlippen nicht zu viel Kontaktfläche haben.
5. Sie kräftigt deinen Mix (bzw. Mittelstimme) und glättet deinen Bruch
Das tut diese Übung aber nur, wenn du auch in Bruststimme startest. Wie du deine Bruststimme findest, trainierst und kräftigst, kannst du <<< hier >>> nachlesen. Du startest also in Bruststimme und bleibst in Bruststimme, komme was wolle. DENN, wie du unter Punkt 4 gelernt hast, dient unsere 5-für-1-Übung als Dekompressor.
Sie sorgt also dafür, dass die Stimmlippen dekomprimieren. Und das schützt deine Stimme. Also, selbst wenn du in Bruststimme startest, kommst du mit dieser Übung nicht in den Grölmodus, denn du dekomprimierst und bist dadurch automatisch im Mix.
Ja, genau! Und du wirst dadurch auch keine Bruch zwischen Brust- und Kopfstimme haben, denn du hast eine ausgewogene Kompression – nicht zu viel und nicht zu wenig. Faszinierend, oder?
Unsere 5-für-1-Übung
Trommelwirbel.
Unsere Übung, die all diese Punkte oben abdeckt, sind …
die Liptrills oder auch das Pferdeschnauben, Lip Roll, Bubble Lips, Lip Bubble, Lippenflattern.
Lade dir hier deine perfekte Warm-up Übung für 0 herunter
Zugegeben, einen Schönheitswettbewerb gewinnen wir nicht mit dieser Übung, aber darum geht es auch gar nicht. Wir wollen unserer Stimme all die Vorteile bieten, die ich oben aufgeführt habe. Und das erreichst du mit dieser Übung.
Die Liptrills zählen zu den SOVT-Übungen.
Diese Übungen
- eignen sich hervorragend zum Aufwärmen der Stimme
- sind wunderbar, um der Stimme zwischendurch einfach etwas Gutes zu tun, sie zu dehnen,
- eignen sich hervorragend nach einer anstrengenden Probe oder einem Auftritt zum Cool-down der Stimme,
- finden aber auch in der Stimmtherapie ihren Einsatz, um geschädigte Stimmen wieder fit zu machen
- bringen deine Stimme nach einer Erkältung oder Heiserkeit wieder zum Laufen.
Das betrifft übrigens nicht nur die Sing- sondern auch die Sprechstimme. Wenn du aufgrund deiner Arbeit auf deine Stimme angewiesen bist, z. B. Lehrer/in, Erzieher/in, Therapeut/in oder ähnliches bist, profitierst du auch von diesen Übungen.
Wie kriege ich meine Lippen zum flattern?
Die Lippen sind bei den Liptrills praktisch eine Erweiterung der Stimmlippen. Die Luft muss durch die Lippen hindurch und bringt diese dadurch zum flattern. Das heißt, wenn deine Luft nicht richtig fließt oder wenn sie stockt, können deine Lippen nicht flattern. Auch ist es wichtig, dass die Lippen ganz entspannt sind. Wenn du sie zu fest aufeinander hast oder sie angespannt sind, können sie nicht flattern.
Probiere das erst mal ohne Ton aus. Und dann bringe den Ton mit dazu.
Wenn sie von alleine nicht flattern möchten, kannst du deine Hände zur Hilfe nehmen, indem du deine Wangen auf beiden Seiten etwas hebst. Achte darauf, dass deine Finger nicht direkt an den Lippen sind, sondern, dass da etwas Abstand ist.
Nicht verzweifeln, wenn es noch nicht auf Anhieb klappt. Manchmal dauert es ein bisschen, bis man den Dreh raus hat, aber es lohnt sich allemal.
Das Tolle an den Liptrills ist auch noch, dass man sie wunderbar als Sing-Snack machen kann. Einfach mal zwischendurch Sirenen machen, von ganz tief bis ganz hoch und zurück: während dem Autofahren, Putzen, Duschen …
Und schon hast du deine Stimme wunderbar gedehnt und das mehrmals am Tag, “ohne wirklich geübt zu haben”.
So einfach kann Singen sein.
Bis zum nächsten Mal.
Deine,
Dani 💛
