Was genau ist denn eigentlich die Bruststimme?
Die Bruststimme ist das tiefere Register unserer Stimme. Die meisten Menschen sprechen in ihrer Bruststimme. Anatomisch gesehen werden die Stimmlippen durch den TA-Muskel (m. thyroarytaenoideus) verkürzt und dicker, wodurch mehr Kompression auf Ebene der Stimmlippen entsteht und somit der Klang kräftiger, voller und auch tiefer wird.
Du kannst auch mal die Hand auf den Brustkorb legen. Wenn du es dort Vibrieren spürst, dann weißt du, singst du in Bruststimme. Daher auch der Name. Heißt das aber, dass der Brustraum unser Resonanzraum ist, oder anders ausgedrückt, dass die Bruststimme dort resoniert? Nein. Das sind lediglich Mitschwingungen oder mitschwingende Vibrationen bzw. Resonanz. Wir Sänger spüren die Vibrationen da einfach.
Selbst wenn du aufgrund des Genres, das du singst, kaum in reiner Bruststimme singen solltest, ist es wichtig, dieses Register zu trainieren, denn, wie oben schon erklärt, sind Muskeln daran beteiligt, die für die Kraft und Tiefe in der Stimme sorgen. Wenn wir also nicht gewöhnt sind, satt und kraftvoll in der Bruststimme zu singen, dann fehlt unserer gesamten Stimme, also auch den höheren Lagen, die Kraft. Dadurch klingt sie leichter, weicher und schwächer.
Im Gesangsunterricht ist es also das Ziel eines jeden Sängers, alle Register im wahrsten Sinne des Wortes zu ziehen und sie in Balance zu halten.
In meinem Unterricht begegnen mir immer wieder Sänger, die es nicht gewöhnt sind, kräftig und brustig zu singen. Entweder, weil ihnen gesagt wurde, Bruststimme sei gefährlich, und man dürfe sie nicht einsetzen, außer man singe ganz tief, oder aber weil sie Angst haben, zu laut zu sein.
Wenn du also das Beste aus deiner Stimme rausholen möchtest, dann trainiere unbedingt auch deine Bruststimme und benutze sie.
Ich möchte aber sicherheitshalber noch darauf hinweisen, dass ich hier nicht von der hohen Bruststimme spreche. Viele der nachfolgenden Tipps sind zwar auch darauf anwendbar, aber da sollten noch zusätzliche Dinge beachtet werden, damit du deine Bruststimme nicht ungesund hochziehst. Um deine Kraft in den Höhen zu trainieren, würde ich dir empfehlen, ein paar Gesangstunden zu nehmen, damit du dir nichts Falsches aneignest und deine Stimme am Ende Schaden nimmt.
Hier nun meine 4 Tipps, die es dir erleichtern, deine Bruststimme zu entwickeln und zu kräftigen
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Halte die Luft zurück.
Wir können unsere tieferen Lagen besser finden, wenn wir erstens nicht zu viel Luft einatmen – denn, wenn wir viel Luft drin haben, will auch viel Luft raus – und zweitens die wenige Luft, die wir eingeatmet haben, zurückhalten. Es kann sein, dass sich in den ganz tiefen Tiefen dann der Vocal Fry einsetzt. Dann herzlichen Glückwunsch, du hast einen Weg gefunden, deine Tiefen etwas auszubauen und zu kräftigen.
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Wähle den richtigen Vokal.
Kann es wirklich so einfach sein? Ich sage ja! Es gibt bestimmte Vokale, die die Bruststimme fördern, das sind die offenen Vokale, nämlich das A oder Ä. Du wirst merken, dass der Klang automatisch kräftiger ist. Das in Kombination mit dem Luftzurückhalten und/oder Vocal Fry gibt dir einen knackigen Ton.
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Sei nicht laut.
Klar, Bruststimme ist unser kräftiges, lautes Register. Nur weil es aufgrund der Kompression kräftiger und lauter ist, bedeutet es aber nicht, dass wir auch lauter singen sollten. Will sagen, werde nicht noch lauter. Sonst drückst du zu viel Luft durch und das ist wieder kontraproduktiv. Je höher du damit dann gehen würdest, desto gröliger wirst du. Und so willst du doch nicht klingen, oder?
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Denk ans Sprechen:
Wenn du ans Sprechen denkst, dann bleibt dein Kehlkopf in der neutralen Position. Oft drücken Sänger nämlich, wenn sie tiefer singen, den Kehlkopf nach unten. Dadurch verlieren sie die Kompression, der Ton wird überhaucht, das Kernige geht verloren und sie klingen wie der Pate. Wenn du Probleme damit hast, ans Sprechen zu denken, dann bring etwas Vocal Fry auf den Ton. Dadurch bleibt der Kehlkopf auch neutral.
Fazit
Die Bruststimme ist das tiefere Register unserer Stimme. Die meisten Menschen sprechen in ihrer Bruststimme. Anatomisch gesehen werden die Stimmlippen verkürzt und dicker, wodurch mehr Kompression auf Ebene der Stimmlippen entsteht und somit der Klang kräftiger, voller und auch tiefer wird.
Um die Bruststimme zu finden, zu trainieren und zu kräftigen, habe ich folgende Tipps für dich:
- Halte die Luft zurück.
- Wähle den richtigen Vokal.
- Sei nicht laut.
- Denk ans Sprechen.
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Viel Spaß beim Ausprobieren und Erkunden deiner tiefen Bruststimme. Lass mich bitte unbedingt wissen, wie es dir damit ergangen ist.
Bis zum nächsten Mal!
Deine,
Dani 💛