Negative Glaubenssätze und ihre Auswirkungen auf die Gesangstimme

negative Glaubenssätze und ihre auswirkungen auf die gesangstimme
Posted by Erndwein singt

Unsere Stimme ist ein faszinierendes Instrument, das sowohl Ausdruck als auch Kommunikation ermöglicht und wir Sänger lieben es, mit unserer Stimme Emotionen auszudrücken und uns kreativ auszuleben.

Doch manchen Sängern fällt es schwer, ihr volles stimmliches Potenzial zu entfalten, selbst wenn sie noch so talentiert sind.

Der Grund dafür sind nicht selten negative Glaubenssätze, die ganz unbewusst in unseren Köpfen verankert sind und unseren Gesang beeinträchtigen können.

In diesem Blogartikel erfährst du

  • was negative Glaubenssätze sind
  • was deren Auswirkungen auf die Gesangstimme sind
  • Beispiele von negativen Glaubenssätzen
  • wie du diesen Teufelskreis durchbrechen kannst
  • welche Macht positive Glaubenssätze haben und 
  • wie sich positive Glaubenssätze auf deine Stimme auswirken

 

Was sind negative Glaubenssätze?

Negative Glaubenssätze sind tief verwurzelte Überzeugungen, die wir über uns selbst, unsere Fähigkeiten und die Welt um uns herum haben. Sie können auf negativen Erfahrungen, Erziehung, sozialem Umfeld oder persönlichen Unsicherheiten basieren.

Diese Glaubenssätze manifestieren sich oft als innere Dialoge und Selbstgespräche, die unser Verhalten und somit auch unsere Entscheidungen beeinflussen.

Negative Glaubenssätze können dazu führen, dass wir uns selbst limitieren und in Schubladen denken. Außerdem hindern sie uns daran, unser volles Potenzial auszuschöpfen.

 

Die Auswirkungen von negativen Glaubenssätzen auf die Gesangsstimme

Negative Glaubenssätze laufen meist ganz automatisiert und unbewusst ab. Wir haben sie uns ja auch oft über Jahre antrainiert. Und wie so vieles werden auch diese Glaubenssätze zu Gewohnheiten. Je öfter wir diese Gedanken über uns (und unsere Stimme) haben, desto mehr und schneller wird es zum Automatismus, bis sie uns erst gar nicht mehr auffallen.

Und das ist das Doofe dabei. Denn auch wenn sie unbewusst sind, haben sie enorme Auswirkungen auf unsere Denkweise, unser Verhalten und auch unser Handeln. Uns ist gar nicht bewusst, dass wir etwas tun oder bleiben lassen aufgrund von einigen unbewusst ablaufenden Glaubenssätzen.

Aber der erste Schritt ist getan: Denn du liest diesen Blogartikel. Vielleicht fallen dir noch gar keine Glaubenssätze ein, die du haben könntest oder vielleicht fällt es dir auch wie Schuppen von den Augen.

Die Auswirkungen von negativen Glaubenssätzen auf deine Stimme können sein:

  1. Selbstzweifel und Unsicherheit: Wenn wir negative Glaubenssätze über unsere Singfähigkeiten haben, neigen wir dazu, uns unsicher zu fühlen und an unseren Fähigkeiten zu zweifeln. Dies kann zu Lampenfieber führen, das die Gesangstimme während Auftritten beeinträchtigen kann.
  2. Angespannte Muskulatur: Negative Glaubenssätze können dazu führen, dass wir unseren Körper während des Singens anspannen. Anspannungen in Nacken, Schultern und Kiefer kann die Stimmproduktion beeinträchtigen und zu einer verminderten Stimmqualität führen.
  3. Eingeschränkter Tonumfang: Ein negativer Glaubenssatz wie “Ich kann nicht hoch singen” kann dazu führen, dass wir uns selbst daran hindern, an unserer Stimme zu arbeiten und unseren Tonumfang zu erweitern oder gar blockieren, sobald es etwas in die Höhe geht.
  4. Manipulierte Stimme: Wenn wir glauben, dass unsere natürliche Stimme nicht gut oder schön genug ist, könnten wir versucht sein, unsere Stimme zu verstellen oder zu verändern, um einem vermeintlichen Ideal zu entsprechen. Dies kann zu Überanstrengung und Stimmproblemen führen.
  5. Fehlende Ausdruckskraft: Negative Glaubenssätze können dazu führen, dass wir uns nicht trauen, uns beim Singen emotional auszuleben. Dadurch kann die Intensität und Ausdruckskraft unseres Gesangs stark eingeschränkt werden.

Beispiele für negative Glaubenssätze

Vielleicht kommt dir der ein oder andere Satz bekannt vor. Aber sie haben alle eines gemein: Sie sind negative Glaubenssätze und diese wirken sich verheerend auf deine Stimme aus:

  • Ich klinge schrecklich, wenn ich singe.
  • Andere Sänger sind viel besser als ich.
  • Meine Stimme ist zu dünn/schwer, um gut zu klingen.
  • Ich kann nicht hoch/tief singen.
  • Ich bin zu alt zum Singenlernen.
  • Ich kann das nicht.
  • Ich hab keinen schönen Stimmklang.
  • Ich hab eh kein Talent.
  • Singen kann man eh nicht lernen.
  • Ich habe eine schreckliche Stimme.
  • Andere sind viel talentierter als ich.
  • Ich werde auf der Bühne versagen.
  • Meine Stimme klingt nicht schön.
  • Ich seh beim Singen total scheiße aus.
  • Ich hab kein Rhythmusgefühl.
  • Meine Stimme klingt langweilig.
  • Singen ist nur was für Talentierte.

All diese Sätze hindern dich daran, dein volles Potenzial auszuschöpfen. Sei es, weil du es durch das Schubladendenken gar nicht erst richtig probierst oder dir Mühe gibst oder es sogar ganz bleiben lässt.

Durch Äußerungen wie: Ich hab keinen schönen Stimmklang oder Ich habe eine schreckliche Stimme was glaubst du passiert?

Du wirst nicht wirklich schön klingen.

Es ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Wenn du diese Gedanken hast, dann hältst du dich zurück und gibst dir nicht wirklich Mühe. Und dann fühlst du dich am Ende bestätigt, denn du kannst dir am Ende dann sagen: Ich hatte recht, ich kling total scheiße.

Versteh mich bitte nicht falsch: Ich predige hier keine toxische Positivität. Das wäre fatal und grenzt an Selbstverarschung.

Aber du kannst einiges tun, um dem Teufelskreis der negativen Glaubenssätze zu durchbrechen und diese negativen Glaubenssätze in positive oder neutrale Glaubenssätze umwandeln.

Denn: Unterschätze nicht die Macht der Gedanken. Die negativen Glaubenssätze zeigen dir, was sie mit dir machen können. Was glaubst du, welche Macht erst die positiven oder neutralen haben werden? Dazu weiter unten aber noch mehr.

Den Teufelskreis durchbrechen

Die gute Nachricht ist, dass negative Glaubenssätze nicht in Stein gemeißelt sind. Wir selbst haben die Macht, unsere Denkmuster zu verändern und uns von den Fesseln der Selbstzweifel zu befreien.

Aber wie alle schlechten Gewohnheiten, die wir umkehren wollen, gilt: Wir müssen es trainieren.

Hier sind einige Schritte, um den Teufelskreis negativer Glaubenssätze zu durchbrechen:

1. Bewusstwerdung:

Identifiziere deine negativen Glaubenssätze. Welche Gedanken kommen dir in Bezug auf deine Stimme immer wieder? Notiere dir diese Gedanken. Wenn du weißt, welche das sind, kannst du aktiv daran arbeiten.

2. Hinterfrage die “Beweise”:

Geh kritisch mit deinen negativen Glaubenssätzen um. Welche Beweise hast du wirklich dafür, dass diese Glaubenssätze wahr sind? Vielleicht stellst du sogar fest, dass deine Überzeugungen auf Annahmen und Vorurteilen beruhen.

3. Affirmationen:

Ersetze negative Glaubenssätze durch positive Affirmationen. Statt “Ich kann nicht hoch singen” könntest du dir selbst sagen: “Ich arbeite kontinuierlich an meiner Tonlage und erweitere so meinen Tonumfang.”

4. Selbstmitgefühl:

Sei freundlich zu dir selbst und geh liebevoll und verzeihend mit dir um. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Akzeptiere, dass das Singen ein Lernprozess ist, der Zeit und Übung erfordert.

5. Professionelle Hilfe:

Ein Gesangslehrer oder Coach kann dir dabei helfen, negative Glaubenssätze zu erkennen und zu überwinden. Schon allein durch das Wissen, das du dir im Unterricht über die Stimme aneignen wirst, gepaart mit den richtigen Übungen, werden so einige Selbstzweifel und negative Glaubenssätze fast von ganz allein verschwinden. Wir Gesangslehrer bieten nicht nur fachliche Anleitung, sondern auch emotionale Unterstützung.

Die Macht der positiven Glaubenssätze

Jetzt weißt du, wie du die negativen Glaubenssätze durchbrechen kannst.

Wie schaut es aus, wenn du negative in positive oder neutrale Glaubenssätze umwandelst? Was daraus entstehen kann, möchte ich dir anhand des folgenden Szenarios zeigen:

Nehmen wir statt dem negativen Glaubenssatz “Ich kann nicht gut singen” den Satz “Ich übe kontinuierlich und verbessere mich stetig.”

Wenn ich mir ständig sage, ich könne nicht gut singen, dann glaub ich das irgendwann und ich versuche erst gar nicht besser zu werden, denn ich kann ja eh nicht gut singen.

Wenn ich aber sage, ich übe kontinuierlich und verbessere mich stetig, dann habe ich die Kontrolle. Meine Einstellung der ständigen Verbesserung wird gefördert. Wenn du daran glaubst, dass du dich durch kontinuierliches Üben und Lernen verbessern kannst, dann bist du auch eher bereit, Herausforderungen anzunehmen und so deine gesanglichen Fähigkeiten zu erweitern.

Welche Auswirkungen haben positive Glaubenssätze?

1. Steigerung des Selbstvertrauens:

Positive Glaubenssätze stärken das Selbstvertrauen und fördern ein gesundes Selbstbewusstsein. Wenn du an dich und deine Fähigkeiten glaubst, trittst du automatisch selbstsicherer auf.

2. Ermutigung zur Herausforderung:

Positive Glaubenssätze ermutigen dazu, sich neuen Herausforderungen zu stellen und aus der Komfortzone herauszutreten. Wenn du an deine Fähigkeiten glaubst, bist du motivierter, dich anspruchsvolleren Stücken und Techniken zu widmen.

3. Verbesserte Leistung:

Der Glaube an die eigene Fähigkeit, sich zu verbessern, führt zu einer gesteigerten Leistung. Wer daran glaubt, dass sein hartes Training Früchte tragen wird, erzielt oft bessere Ergebnisse.

4. Positive Ausstrahlung:

Positive Glaubenssätze tragen zu einer positiven Ausstrahlung bei. Wenn du an deine Einzigartigkeit und deinen Wert glaubst, strahlst du mehr Selbstsicherheit und Freude aus.

5. Bessere Bewältigung von Lampenfieber:

Positive Glaubenssätze helfen dabei, Lampenfieber zu bewältigen. Wenn du an deine Fähigkeiten auf der Bühne glaubst, kannst du besser Stress reduzieren und dich auf die Performance konzentrieren.

Du siehst, positive Glaubenssätze können dir dabei helfen, Selbstvertrauen aufzubauen, die Leistung zu steigern und fördern eine gesunde Einstellung zur stimmlichen Entwicklung.

Indem du dich bewusst auf positive Glaubenssätze konzentrierst und negative Glaubenssätze aktiv hinterfragst, kannst du deine stimmliche Reise auf positive und erfüllende Weise gestalten.

 

Fazit

Negative Glaubenssätze können dafür sorgen, dass wir uns und unseren Gesang blockieren und sabotieren, aber sie sind keine unüberwindbare Hürde.  Indem wir uns bewusst mit unseren inneren Überzeugungen auseinandersetzen und positive Denkmuster entwickeln, können wir unsere Gesangsstimme befreien und unser volles Potenzial entfalten.

Denk daran, dass das Umwandeln negativer Glaubenssätzen in positive Geduld, Selbstliebe und Entschlossenheit erfordert.

Am Anfang steht das Bewusstwerden. Wenn du weißt, mit welchen Glaubenssätzen du zu kämpfen hast, kannst du sie in positive oder neutrale umwandeln.

Dabei ist es auch wichtig, dass du deine negativen Glaubenssätze hinterfragst. Sind sie denn wirklich wahr? Wenn du ehrlich zu dir bist, wirst du feststellen, dass sie das nicht sind.

Und du bist nicht deine Gedanken. Nur weil dieser Glaubenssatz aufkommt, heißt es nicht, dass er auch stimmt.

Wenn du damit beginnst aus diesem Teufelskreis auszubrechen, kannst du eine erstaunliche Verwandlung deiner Gesangsstimme und deines Selbstbewusstseins erleben.

Aber wie das Singen auch erfordert es Training und Geduld.

Lass mich gerne in den Kommentaren wissen, welche Erfahrungen du mit diesem Thema hast.

Danke, dass du diesen Artikel bis zu Ende gelesen hast.

Bis zum nächsten Mal.

Deine,

 

Dani 💛

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