Angeschlagene Stimme und trotzdem musst du singen? So kommst du durch den Auftritt!

Angeschlagene Stimme und trotzdem musst du singen? So kommst du durch den Auftritt!
Posted by Erndwein singt

Du hast eine angeschlagene Stimme aufgrund einer Erkältung?

Für normale Menschen ist das kein Problem. Die Stimme wird sich schon von allein wieder erholen, solange man nicht brüllt, raucht wie ein Schlot oder sonst welche schlechten stimmlichen Angewohnheiten hat.

Aber für uns Sänger ist das nicht ganz so einfach.

Denn wir haben Konzerte.

Und, auch wenn wir alles tun, um Erkältungen & Co. vorzubeugen, sind wir nicht immer dagegen gefeit. Leider.

Einmal trifft es uns alle. Und ich kenne das.

Einmal sang ich mit einer Bronchitis einen 5-stündigen Gig mit der Tanzband. Einen Tag zuvor lag ich noch mit über 39 Grad Fieber im Bett.

Zwei weitere Male war ich noch voll dabei, mich von Corona zu erholen. Der Husten war äußerst hartnäckig und meine Stimme klang auch dementsprechend.

Klug war das gewiss nicht. Aber als Sängerin (oder Musiker an sich) kannst du nicht einfach einen Auftritt absagen. Du wurdest gebucht, du bekommst Geld dafür, der Veranstalter verlässt sich darauf, dass das Programm steht.

Und wenn es dir wirklich richtig mies geht, du keine Stimme hast und du einfach nicht singen kannst, dann musst du für adäquaten Ersatz sorgen.

Aber nichtsdestotrotz gehören Erkältung & angeschlagene Stimmen zum Berufsrisiko. Und du kannst lernen, bis zu einem gewissen Grad damit trotzdem zu singen.

Unter einer Voraussetzung: Du kannst das leisten, was der Veranstalter gebucht hat.

Wenn du eine Hochzeit singst, und dich durch The Power of Love niest und hustest, dann ist das nicht nur unprofessionell, sondern du tust dir und vor allem dem Brautpaar keinen Gefallen damit.

Das heißt, es ist in deiner Verantwortung, dir auch einzugestehen, wenn es nicht möglich ist, auf die Bühne zu gehen. Vor allem wenn es auf Kosten deiner Stimmgesundheit geht!

Hilfe, ich bin erkältet!

Ich fühle mit dir.

Denn als Sängerin (und auch Gesangslehrerin) ist das echt doof.

Wir sind auf unsere Stimmen angewiesen. Alle Infekte, die sich auf die Stimme legen, sind deshalb ärgerlich.

Die erste Amtshandlung sollte dann sein: Zieh den Stecker. Sag Termine ab, mach dir eine Kanne Tee, trink viel Tee und Wasser, inhaliere, halt die Klappe und leg dich ins Bett.

Dein Körper ist jetzt damit beschäftigt, die Viren loszuwerden. Das ist ein Kraftakt. Jede weitere Anstrengung und ist es nur kurz die Wohnung zu saugen, raubt ihm wertvolle Energie, um die Viren zu bekämpfen.

Also ruhe dich aus!

Es gibt einige Mittelchen, die den Husten, Schnupfen und die Halsschmerzen erträglicher machen können. Meine Favoriten sind:

  1. Kochsalzlösung inhalieren
  2. Nasenspülungen
  3. GeloMyrtol
  4. Bronchipret-Tropfen
  5. TantumVerde bei Halsschmerzen
  6. viel Tee und Wasser trinken. Gegen den Husten finde ich Husten- und Bronchialtee sehr hilfreich.

Wie heißt es so schön? Eine Erkältung dauert mit Medikamenten eine Woche und ohne Medikamente sieben Tage.

Das soll heißen: Lass dir Zeit, kuriere dich aus.

Und wenn es dir richtig dreckig geht, dann solltest du deinen Hausarzt aufsuchen, damit er dir etwas verschreibt.

Die Erkältung ist vorbei, aber die Stimme ist noch angeschlagen

 

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Der Husten dauert immer am längsten, bis er wieder weg ist. Und Husten schlägt sich natürlich mit voller Kraft auf die Stimmlippen.

Wenn du also ständig husten musst, ist deine Stimme angeschlagen, heiser und du hast nicht selten Halsschmerzen.

Da ist es natürlich wichtig, dass du weiter für viel Feuchtigkeit im Körper sorgst. Also weiterhin viel trinkst. Es dauert aber, bis all die Flüssigkeit im Körper verteilt ist und etwas auch an den Schleimhäuten im Hals ankommt.

Was da richtig gut hilft, sind Inhalationen mit Kochsalzlösung mittels Vernebler. Diese Vernebler zerstäuben die eingegebene Kochsalzlösung und gelangen so durch die Stimmlippen und erreichen und befeuchten deine Stimmlippen und die tieferen Atemwege.

Dadurch werden die Stimmlippen und Bronchien direkt befeuchtet, ohne den Umweg über das Trinken durch den Körper zu gehen. Das hilft beim Entschleimen und Feuchthalten, denn befeuchtete Schleimhäute können Viren besser abwehren, als trockene, gereizte.

Halte weiterhin deine Stimmruhe. Durch den Husten sind deine Stimmlippen schon gereizt und geschwollen. Sprechen oder Singen belastet sie nur unnötig. Also: Tu dir gut. Lies ein Buch, schau deinen Lieblingsfilm, geh spazieren.

Wenn du dich auf Songs für den Auftritt vorbereiten oder diese einstudieren musst, dann geh sie im Kopf durch. Nimm dir den Text zur Hand und geh gedanklich die Melodien durch. Du wirst überrascht sein, aber schon allein durch das gedankliche Singen, koordinieren sich deine Stimmlippen. Auch das ist Training.

Ein paar Tage vor dem Auftritt

Jetzt kommt es darauf an, wie es deiner Stimme geht. Ist sie immer noch angeschlagen oder etwas heiser? Was macht der Husten?

Der Husten wird wahrscheinlich nicht komplett weg sein, aber durch das Inhalieren und viel trinken müsste er schon produktiv sein und vor allem nicht mehr ganz so anfallsmäßig kommen.

Dadurch klingt deine Stimme auch nicht mehr ganz so angeschlagen.

Jetzt mach aber bitte nicht den Fehler und fang wieder voll mit dem Stimmtraining an.

Mach ein sanftes Stimmtraining. Mach sanfte, leise Sirenen. Geh entspannt in die Höhe. Es geht hierbei nicht um Kraft oder Lautstärke. Es geht darum, in dich reinzuhorchen, wie geht es der Stimme? Muss ich husten, wenn ich sanfte Töne singe?

Mit diesem sanften Training schaffst du es auch, deine Stimmlippen geschmeidig zu machen, zu dehnen. Und eine gedehnte Stimme ist auch eine gesunde Stimme.

Übertreibe es hierbei nicht.

Mach vielleicht 3x täglich maximal 2 Minuten sanftes Dehnen.

Was du auch machen kannst, sind Atemübungen, um deine Atmung und Stütze zu aktivieren.

Lockere Dehnübungen für Schulter, Rücken, Hals und Nacken helfen auch, nach all den krampfartigen Hustenanfällen, wieder etwas lockerer im Körper zu werden.

Wenn du an Songs arbeiten musst wegen des Ablaufs oder der Phrasierung, dann hilft dir das Markieren (= Andeuten): Sing die erste Phrase und dann sing gedanklich weiter. Sing dann wieder eine Phrase, wenn sie sehr hoch ist, sing sie eine Oktave tiefer, wenn sie sehr tief ist, sing eine Oktave höher. So kannst du trotz angeschlagener Stimme üben, schonst deine Stimme dabei aber.

Auch wenn du den Song nicht “richtig” gesungen hast, gibt dir das ein Gefühl der Sicherheit und du bist gut vorbereitet auf den kommenden Auftritt, was auch das Lampenfieber etwas reduziert.

Gehe auch die Setliste für den Auftritt durch: Sind die Songs, die du singst, realistisch? Oder sind da ein paar Songs dabei, die du nur dann singen kannst, wenn du stimmlich topfit bist?

Wenn dem so ist, passe die Setliste an. Schmeiß Songs aus der Liste, die eine zu große Herausforderung sind und ersetze sie durch Songs, die du locker im Schlaf und ohne viel Druck singen kannst.

Sorge dafür, dass die Reihenfolge ausgewogen ist. Zu viele Power-Songs hintereinander sind nicht gut. Wechsle sanfte, leichtere Songs mit kraftvolleren ab.

Der Tag vor dem Auftritt

Jetzt müsste sich die Stimme noch mal gebessert haben. Durch das sanfte Dehnen die Tage zuvor ist deine Stimme wieder etwas geschmeidiger und du kannst dich wieder besser auf sie verlassen.

Jetzt ist es an der Zeit, dein Stimmtraining wieder aufzunehmen.

Mach nicht länger als 15 Minuten. Es sollte sich alles gut anfühlen.

Wie ist es dir damit ergangen?

Über den Tag verteilt kannst du noch 1 – 2-minütige SOVT-Sessions einbauen. Aber auch nur, wenn es dir und deiner Stimme guttut.

Wenn du das Gefühl hast, deine Stimme braucht eine Pause, dann gönne ihr diese.

Deine Stimme erholt sich noch, das bedeutet, sie braucht eh viel Ruhe dazwischen. Vergiss auch nach wie vor das Inhalieren und viel trinken nicht.

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Am Tag des Auftritts

Heute ist es soweit.

Sorge dafür, dass du ausgeschlafen bist. Trinke viel und inhaliere nach wie vor.

Mach ein sanftes Stimmtraining. Mittlerweile müsste deine Stimme noch mal um einiges besser sein, als die Tage zuvor.

Schau, dass du das Stimmtraining nicht zu spät machst, damit deine Stimme zwischen dem Training und dem Auftritt eine Pause hat. Packe deinen Hals warm ein mit einem Schal.

Ganz wichtig: Du warst krank! Deine Stimme wird nicht auf 100 Prozent sein! Verlange das auch nicht von ihr.

Aber dein Publikum weiß das nicht. Das heißt, selbst wenn du “nur” 60 Prozent deiner üblichen Leistung erbringen kannst, ist das immer noch gut genug. Löse dich von der Idee, es perfekt machen zu wollen!

Vertraue auf deine Stimme und dein Können!

Wann sollte ich nicht singen und einen Ersatz für mich suchen?

Manchmal hilft alles nichts. Du hast alles getan, der Erkältung vorzubeugen, und trotzdem hat es dich erwischt. Und selbst wenn du alle Tipps hier beherzigt hast, kann es sein, dass du nicht singen kannst.

Du kennst dich und deine Stimme am besten!

Du bist es deinem Publikum und auch dem Veranstalter schuldig, wenn es nicht anders geht, abzusagen bzw. einen Ersatz für dich zu finden.

Das musst aber du selbst wissen.

Wichtig: Wenn gar kein Ton kommt, dann deutet es auf eine Kehlkopfentzündung und/oder Stimmbandentzündung hin. Dann darfst du nicht singen! Dann ab zum Arzt und Stimmruhe halten! Dieser eine Auftritt kann dafür sorgen, dass du dir über Monate deine Stimme kaputtmachst! Das ist es nicht wert!

Wenn deine Erkrankung so akut ist, dass du keinen Ton singen kannst, ohne husten zu müssen, dass du heiser bist und Halsschmerzen hast beim Singen, dann ist es dieser Auftritt nicht wert, dir deine Stimme kaputtzumachen.

Und das geht leider sehr schnell, wenn du krank bist.

Wenn du Fieber oder Gliederschmerzen hast, dann gehörst du ins Bett.

Du kennst dich und deine Stimme am besten.

Und als Sänger bzw. Sängerin ist es in deiner Verantwortung zu entscheiden, ob du einen Auftritt zur Zufriedenheit des Veranstalters absolvieren kannst oder eben nicht.

Nach dem Auftritt

Schau, dass du ein lockeres Cool-down machst. Das können auch wieder Sirenen auf Liptrills oder mit dem Blubberschlauch sein.

Und gönne deiner Stimme weiterhin viel Ruhe. Denk dran, du hast gerade eine Höchstleistung vollbracht. Du hast trotz angeschlagener Stimme gesungen. Jetzt hat sie sich etwas Erholung verdient.

Bis zum nächsten Mal.

Deine,

 

Dani 💛

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