Der innere Schweinehund! Er schlummert in dir.
Er schlummert in uns allen. Und ganz ehrlich, wer kann kein Liedchen davon singen?
Du kommst von der Schule oder Arbeit nach Hause, der Kopf raucht, deine Lehrer oder dein Chef haben dich so genervt, jetzt willst du nur noch schnell was essen, vielleicht noch Hausaufgaben machen (von wollen kann da gar keine Rede sein, aber was muss, das muss) und dann nichts wie ab auf die Couch und dich mit Schmuckstücken der deutschen Fernsehgeschichte berieseln lassen.
Ich kenne das nur zu gut. Und mein Freund würde jetzt wie wild zustimmend mit dem Kopf nicken. Man hat heute doch schon so viel geleistet. Da kann man doch jetzt nicht noch erwarten, dass man zum Sport geht, die Wohnung putzt, Gesangsübungen macht oder dergleichen.
Und jetzt grätscht die Vernunft in mir da rein und sagt: „Doch, genau das kann man erwarten.“ Denn, um meinen oben erwähnten Freund zu zitieren, der manchmal echt die Weisheit mit Löffeln gegessen hat: „Zu Hause (auf der Couch) sterben die Leute.“ Wenn schon zu Hause, dann lasst es uns doch wenigstens vor der DVD während des Tae Bo-Trainings, des Fensterputzens oder des Singens tun…
„Aber wie?!?!“, ruft mir mein letztes Fünkchen verschütteter Motivation verzweifelt zu, während mein innerer Schweinehund laut auflacht: „Das schaffste eh nicht. Jetzt sitzte schon auf der Couch und kommst da nicht mehr hoch.” Während die beiden miteinander streiten, robbe ich mich schon mit letzter Willenskraft von der Couch und sage mir: „Indem ich es einfach tue.“
So in der Theorie.
Aber genau so simpel kann es sein.
Es gibt beim Kampf gegen den Schweinehund kein Versuchen
Indem du es einfach tust! Wie oft hast du schon gesagt ‘Ich versuche es’? Und jetzt erzähle ich euch von meinem Aha-Erlebnis, das ich vor exakt 7 Jahren bei einer Gruppentherapiesitzung hatte. Eine junge Frau sagte: „Ich versuche es ja.“ Als es darum ging, sich nicht mehr ihren negativen Gedanken hinzugeben. Daraufhin meinte die Psychologin, indem sie einen Stift auf den Tisch legte: „Versuchen Sie mal, den Stift hier aufzuheben.“ Die junge Frau war verwirrt und zögerte. Die Psychologin meinte daraufhin: „Sehen Sie? Es gibt kein Versuchen. Entweder Sie tun es oder tun es eben nicht.“ Ich saß da, hörte zu und war erleuchtet. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Und diese Situation war der Anfang meiner Genesung.
Erst Jahre später habe ich durch Zufall erfahren, dass dieser Spruch tatsächlich von Meister Yoda stammt, der sagte: „Tu es oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen.“ Nur so nebenbei.
Diskutiere nicht mit deinem inneren Schweinehund
Wenn du also wieder einmal mit deinem inneren Schweinehund kämpfst, dann diskutiere erst gar nicht mit ihm.
Tu das glatte Gegenteil von dem, was er von dir will. Das kostet Willenskraft, aber das ist es wert. Du brauchst nämlich nur ganz kleine Schritte machen.
- Wenn es also darum geht, dass du ja eigentlich das ganze Bad putzen wolltest, dann setze dir als Meilenstein einfach, es überhaupt erst ins Bad zu schaffen.
Denn, und das ist tatsächlich so, das Allerschwerste beim Kampf gegen den inneren Schweinehund ist der Anfang. Sich überhaupt erst aufzuraffen. Wenn du dann erst mal im Bad bist, hey, dann kannste auch gleich noch kurz mal über das Waschbecken wischen.
Das kannst du auf alles andere übertragen.
Hier noch ein Beispiel:
- Du willst wieder öfters Gitarre spielen, kannst dich aber einfach nicht aufraffen. Sie ist nur eine Armeslänge von deiner Couch entfernt, auf der du gerade so schön gammelst. Dann setze dir als Meilenstein oder Ziel, die Gitarre nur auszupacken und umzuhängen.
Das ist so banal und albern, dass es schon wieder gut ist. Was nämlich passiert, ist Folgendes: Du belächelst deinen Mini-Meilenstein so sehr, dass es dein Stolz gar nicht erst zulässt, es nicht zu tun, denn: Das wirst du ja wohl noch schaffen. Wenn du die Gitarre dann erst mal auf dem Schoß hast, na dann kannst du auch gleich noch einen Akkord anschlagen und schwuppdiwupp hast du ein paar Minütchen geübt. Boom! You’ve reached your milestone!
Wende das auf alles an, was du gerne tun würdest, wo dir (angeblich) aber die Zeit, Energie oder Motivation fehlt.
- Wenn du öfters singen möchtest, weil du ja weißt, dass der Stimmmuskel regelmäßiges Training braucht, es aber aus Mangel an Zeit, Motivation oder Lust einfach nicht tust, dann setze dir das kleinstmögliche Ziel. Das Gute ist, du musst nicht mal erst dein Instrument auspacken. Du hast es ja immer dabei.
Ein Mini-Meilenstein könnte folgender sein:
Du atmest tief durch die Nase ein, spürst, wie sich deine Rippen und dein Bauch weiten und das Zwerchfell senkt, hältst 3 Sekunden die Spannung und atmest auf ein stimmloses S aus. Das dauert nicht mal eine Minute. So viel Zeit hast du oder? Wenn du schon dabei bist, dann kannst du es auch direkt mit einem stimmhaften S machen.
So hast du schon mal ein oder zwei Minütchen was für deine Atmung und Stütze getan. So schnell kann es gehen. War auch gar nicht so anstrengend, oder?
Eine andere Idee ist es, deinen Lieblingssong anzumachen und ihn locker auf Liptrills zu singen. Liptrills sind super, um die Stimme aufzuwärmen. Und jetzt kommt’s: Du kannst es sogar ganz einfach während des Autofahrens machen (immer vorausgesetzt natürlich, dass du die Liptrills ohne Zuhilfenahme der Finger machen kannst). Da musst du dir nicht mal noch extra Zeit freischaufeln. Und hast auf lockere Art und Weise deine Stimme aufgewärmt. Verrückt, was?
Mini-Meilensteine helfen dir beim Kampf gegen deinen inneren Schweinehund
Das Schöne an diesen Mini-Meilensteinen ist, dass du es dir selbst schwer machst, überhaupt in Versuchung zu kommen, es nicht zu tun. Diese Ziele bzw. Meilensteine sind so lächerlich klein, dass du viel zu stolz wärst, sie nicht zu tun. Und wenn du erst einmal dran bist, dann ist es ein Leichtes auch einfach dranzubleiben.
Es kommt nicht darauf an, wie lange du etwas machst.
Und ich ertappe mich auch ständig dabei, dass ich mir sage, ich hätte für irgendetwas schlichtweg keine Zeit. Aber das ist gerne und auch häufig eine Ausrede. Wenn man es erst mal tut, dann kommt auch die Lust. 5 Minuten hat jeder Zeit, sei es, um einmal schnell um den Block zu gehen, sei es, seinen Lieblingssong zu liptrillen, den nächsten Barrégriff auf der Gitarre zu lernen oder den nächsten Blogbeitrag zu verfassen. Und Mann, wie stolz kannst du dann auf dich sein, wenn du deine Meilensteine erreicht hast.
Es gibt Apps, in denen du deine Ziele eingeben kannst. Wenn du das abends vorm Schlafengehen alles abhakst, dann siehst du erst, was du am Tag neben deiner normalen Tätigkeit noch so alles geleistet hast. Und dabei ist es total egal, wie lange du es getan hast.
Es wird dich beflügeln, dich motivieren und so wirst du weiter gegen den inneren Schweinehund angehen können und es wird dir von Mal zu Mal leichter fallen.
Ich hoffe, ich konnte dich ein wenig motivieren, mehr Zeit (Lust) in dich zu investieren und freue mich über deinen Kommentar und deine positive Bewertung.
Ich für meinen Teil packe jetzt mal meine Gitarre aus und gehe danach ins Bad. Und in die Küche. Und …
Bis zum nächsten Mal!
Deine,
Dani 💛
Illustration Nathalie Brink (BrinkMachtWerbung)